Die Küche Nordrhein-Westfalens – Charaktervoll wie die Menschen

0 Kommentare | On : Mai 18, 2012 | Kategorie : Blog, Infos & Hintergründe

Schloß in Münster

Die nordrheinwestfälische Küche ist im weiteren Sinne eigentlich eine norddeutsche Regionalküche und Ausdruck der landschaftlichen und geschichtlichen Besonderheiten NRWs.

Auch hier kennt man die geschmackliche norddeutsche Kombination von fettig, süß und warm, jedoch nicht so ausgeprägt wie etwa in Niedersachsen oder in Schleswig-Holstein. Vielfach sind diese Gerichte längst verschwunden, während die Menschen in Nordrhein und Westfalen ihrer traditionellen Küche treu geblieben sind.

Die ländlich geprägte Küche Westfalens

Als ländlich geprägte Region bestimmte seit jeher körperlich schwere Arbeit den Alltag der Menschen. Die Arbeiten auf dem Hof und Feld ließ ein zeitaufwendiges Kochen an den Werktagen nicht zu. Darum gab es morgens zum ersten Frühstück erst einmal eine kräftige Suppe, Grütze oder Milchsuppe.

Zum zweiten Frühstück wurden dann belegte Brote, „Knabbeln“ oder „Wurstebrot“ gereicht. Mittags aß man einen Suppen- oder Gemüseeintopf, der auf dem Herd den ganzen Vormittag leicht vor sich hinköchelte und so reichlich gekocht wurde, dass auch abends noch etwas da war. Ein Aufpassen erübrigte sich und brachte Zeitgewinn für andere Arbeiten.

In der Tat lebte man bescheiden von den Erzeugnissen aus Feld, Garten und Hof. Vorwiegend wurden saisonale und regionale Erzeugnisse verwendet. Als „Selbstversorger“ und bedingt durch den Tagesablauf entwickelten sich hier besondere Essgewohnheiten. Nur an besonderen Festtagen gönnte man sich die Zeit und das Vergnügen ausgiebig zu tafeln. Aus diesem Grund haben die Köstlichkeiten der nordrheinwestfälischen Küche nicht den bundesweiten Bekanntheitsgrad wie etwa des Pfälzer Saumagens, der Bayerischen Schweinshaxe oder die der Hamburger Fischgerichte erreicht. Denn Fische spielen nur eine untergeordnete Rolle, es ist eben ist eine Küche des Binnenlandes.

Dafür gibt es besondere Bezüge zur Rheinischen Küche, die sich in niederrheinische Küche, rheinländische Küche und bergische Küche unterteilt, sowie die Speisetraditionen im Ruhrgebiet. Königsberger Klopse aus Ostpreußen, oder das Einbrennen dicker Bohnen aus der schlesischen Küche, traditionelle Gerichte der Zuwanderer mischen sich dazu.

Die Küche des Rheinlandes: Bodenständig aber raffiniert

Die rheinische Küche ist ebenfalls bodenständig, dabei aber immer auch raffiniert. Ganz traditionell wird der rheinische Sauerbraten aus Pferdefleisch hergestellt. Ein ebenso bekanntes Gericht der rheinischen Küche sind „Himmel und Erde“, in Köln und Düsseldorf als „Himmel un Ääd“ bekannt: Stampfkartoffeln und Apfelmus werden zusammen mit gebratener Blutwurst oder Bratwurst und Speck serviert.

Weitere Spezialitäten der rheinischen Küche sind die „Bergische Kaffeetafel“ mit Waffeln, Hefeplatz, Aufschnitt und Kaffee aus der „Dröppelminna„. Oder der „Halve Hahn„, der keinesfalls ein halbes Hähnchen, sondern Roggenbrötchen mit Butter und Käse ist, die Lieberhäuser Eierkuchen, die rheinischen Miesmuscheln oder der Pillekuchen, eine Art Kartoffelpfannkuchen. Die rheinische Küche war und ist zwar eine vorwiegend deftige, bodenständige Küche, die auf einfache, erschwingliche Zutaten zurückgreift, aber daraus Wunderbares kreiert.

Einfallslos? Beileibe nicht!

Die landläufige Meinung, es handele sich um eine „derbe, einfallslose Eintopf Küche“, ist ein trübsinniges Klischee. Von Aachener Printen, über Westfälischen Knochenschinken, bis Zuckerrübenkraut hat Nordrhein-Westfalen ein sehr appetitliches Alphabet zu bieten.

Vor allem die Schinkenspezialitäten, der Westfälische Knochenschinken, wurde in Köln, einem der wichtigsten Märkte im Mittelalter, als Delikatesse angeboten. Ebenso ist die Wurstvielfalt ist so groß wie die Gastfreundlichkeit der Menschen. Wer kennt und liebt sie nicht, die „Mettenden“, Bratwürste, Blutwürste bis zu Wurst- und Leberbroten, die sich nicht nur durch eine besondere Herstellung und Würzung von den Produkten in anderen Regionen unterscheiden (Dazu selbstverständlich den „aechten Düsseldorfer Mostert„).

Die Klassiker der Küche NRWs

  1. Zu jeder Tageszeit beliebt sind Zwiebelmettbrötchen, im westlichen Münsterland gibt es den „Knockepott“.
  2. Töttchen“ ist gekochtes Kalbskopf Ragout, ähnlich dem Ragout Fin, nur herzhaft mit einer Zwiebel – Senf – Soße angemacht ist vor allem im ganzen Münsterland verbreitet.
  3. Typisch ist auch die Zubereitung „Dicken Bohnen“ mit Speck.
  4. Typisch für das Sauerland sind Potthucke und Winterberger Knochenwurst.
  5. Ein weiteres Gericht ist „Blindhuhn“ – Laut Überlieferung so genannt, weil sogar ein „blindes Huhn in diesem Eintopf etwas Gutes finden muss“.
  6. Möppkenbrot„, hochdeutsch „Möpkenbraut“ ist eine Blutwurst – Spezialität.
  7. Auch das dunkle, malzige Vollkornbrot aus Roggenschrot und Zuckerrübensirup Pumpernickel hat in Westfalen seinen Ursprung.
  8. Gewissermaßen als Aachener Wahrzeichen werden die Aachener – Printen von Gästen aus nah und fern geschätzt, ebenso die Produkte aus der Wiege der deutschen Schokoladen Industrie.
  9. Auch der „Lipperländer Pickert„, eine Art Kartoffelpuffer, ist wahrscheinlich die bekannteste Spezialität aus Ostwestfalen-Lippe.
  10. Panhas und Pfefferpotthast (Rindfleisch mit Zwiebeln und Gewürzen), wurden bereits im14. Jahrhundert namentlich in einer Dortmunder Chronik erwähnt.
  11. Das bekannte „Westfälische Abendmahl“ ist auf den alten Glasfenstern der Wiesenkirche in Soest zu sehen. Anstatt mit Wein und Brot feiern Jesus und seine Jünger Abendmahl mit Schinken, dunklem Brot, Schweinskopf, Schnaps und Bier.
  12. Ein Klassiker, nicht nur im westfälischen Ruhrgebiet, ist der Schlabberkappes und Herbert Grönemeyers „Currywurst„.

Käse, Bier und Weinspezialitäten

Nordhein Westfalen hat als Deutschlands drittgrößtes Milch(bundes)land auch seine eigenen Käsesorten zu bieten. Altbierkäse aus dem Münsterland, Bergischer Räucherkäse, Bööscher Ziegenkäse vom Niederrhein. Im Südwesten des Landes wird Wein angebaut, doch ist Nordrhein-Westfalen mit seinen über 130 Brauereien insgesamt eher „Bierland“. Bier gehört übrigens auch zu den fünf „westfälischen Grundnahrungsmitteln“, zusammen mit Brot, Käse, Schinken und Schnaps. Im klassischen Dreistromland Nordrhein-Westfalen fließen nicht nur die Ströme Rhein, Ruhr und Weser, sondern insbesondere auch Pils, Alt und Kölsch.

40 „Michelin gekürte“ Restaurants

NRW ist inzwischen auf gutem Weg, aus dem Schatten einer unattraktiven Gourmet-Regionen herauszutreten, viele verborgenen Schätze schlummern in so manch einem Restaurant. Das ehemals schlechte Image wandelt sich atemberaubend schnell. Von der urigen Kneipe an der Ecke, bis zum noblen Mehr-Sterne-Restaurant ist in NRW Essen und Trinken in jeder Form zu Hause.

In jeder Region kann man typische kulinarische Besonderheiten probieren oder sich in die große Kochkunst entführen lassen und ganz typische regionale Speisen und Getränke entdecken. Dabei repräsentiert jedes kulinarische Highlight den Charakter der jeweiligen Region oder Stadt. Dabei finden sich in den Städten und Metropolen des Landes ebenso ausgezeichnete Restaurants wie in den ländlicheren Regionen NRWs. Die Köche vereinen in ihren Gerichten die Besonderheiten regionaler Küche mit den Highlights internationaler Kochkunst.

Laut NRW kulinarisch sind derzeit mehr als 40 Restaurants in NRW mit Michelin Sternen ausgezeichnet, „wobei Bergisch Gladbach dabei ist, sich zur kulinarischen Landeshauptstadt zu mausern„. Hier sind gleich zwei Häuser mit der Höchstnote „3 Sterne“ bewertet und zählen unbestritten zu den besten Restaurants in Deutschland.

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