Pur Pur und Bling Bling: Vom richtigen Wasser für den Kaffee

0 Kommentare | On : März 8, 2012 | Kategorie : Blog, Trends & Lifestyle

PurPur Premiumwasser

Dass man sich Gedanken zum eigenen Wasserkonsum macht, ist auf keinen Fall ein Fehler. Schließlich trägt Wasser zu 70% der Erdoberfläche bei und mit immerhin 57% zum Gewicht des menschlichen Körpers – sofern er denn bei bester Gesundheit ist. Zweifelsohne kann man es aber auch übertreiben. Ob man Leitungswasser nun tatsächlich bedenkenlos geniessen kann oder sich das zunehmende Interesse an abgefüllten Mineralwassern mit wissenschaftlichen Argumenten erklären (und rechtfertigen) lässt, sei einmal dahingestellt. Doch was soll man von Pur pur halten, einem sogenannten „Premiumwasser“, das sich laut Herstellerangaben durch „seine besondere Reinheit auszeichnet“, aus „den 70 Meter tiefen Gesteinsschichten des Schwarzwaldes“ gefördert wird, wo „PUR PUR besonders gut vor Umwelteinflüssen und Verunreinigungen geschützt“ ist – und auf den Liter gerechnet, 2,25 Euro kostet? Lohnt sich die Investition oder geht der Betrag ohne Umweg über Los in die Pur Pur Marketingabteilung?

Diktatoriale Brunnen und königliches Wasser

Zunächst kann man festhalten, dass sich deutsche Konsumenten im Vergleich zu ihren amerikanischen Gegenübern bisher durch eine bemerkenswert nüchterne Einstellung ausgezeichnet haben. Dort nämlich nimmt der Siegeszug von Premium- und Designerwassern inzwischen geradezu groteske Formen an. Vor allem dank freundlicher und gewiss entsprechend finanziell belohnter Unterstützung von Paris Hilton geriet das inzwischen auch hierzulande angekommene Fiji Water zu globaler Bekanntheit. Das edle Wässerchen erhielt sogar politische Signifikanz, als Außenstehende begannen, den ökologischen Wahnsinn des Unterfangens zu hinterfragen, ein Minister aufgrund einer Fiji-Water-Affaire entlassen wurde und manche Zeitschriften besorgt fragten: „Finanziert dieses Wasser eine Diktatur?“. Fest steht, dass das „herrlich erfrischende“ Getränk aus den Tiefen eines „artesischem Aquifers im Yaqara-Tal bei Viti Levu“, bei Preisen zwischen vier und fünf Euro pro Fläschlein ein Wasser wie Pur Pur geradezu wie eine Billigmarke aussehen lässt.

Doch ist sogar Fiji Water ein Schnäppchen im Vergleich zur Königin der Wasser und einem der absurdesten PR-Gags der Lebensmittelindustrie: bling h2o (Slogan: „Willkommen im Leben“), angeblich erfunden von dem Hollywood-Autoren Kevin G. Boyd. Der Name des Wassers ist dabei schon herrlich selbstironisch und bedeutet so viel wie „h2o zum Protzen“. Dass kann man freilich auch ganz großartig, denn bling h2o kommt zwar nur in scheinbar bescheidenen Kleinbuchstaben, aber dafür in schicken, mit Svarovski-Kristallen besetzten Flaschen, die im Extremfall schon mal $2.600 kosten dürfen. Penibel weist man darauf hin, dass Wasser durchlaufe einen „neunstufigen Purifizierungsprozess, der unter anderem eine Ozon-Behandlung, Ultraviolette Strahlen und Mikro-Flitrierung beeinhalte“. Soviel Schwachsinn muss einfach Erfolg zeitigen: Nachdem Prominente wie Ben Stiller damit in der Hand gesichtet wurden, bestellte sich MTV für seine Music Awards gleich ein paar Kisten voll davon – seitdem gibt es bling auch in PVC-Behältern und hat man so etwas wie einen Massendruchbruch geschafft.

Pur Pur: Seriös und pragmatisch …

Aber zurück zu Pur Pur, denn nicht nur nimmt sich das Premiumwasser im Vergleich in Sachen Selbstdarstellung eher erfreulich pragmatisch aus. Dahinter steckt zudem mit der Aqua Römer ausnahmsweise ein seriöses Unternehmen, das auch im regulären Wassermarkt unterwegs ist. Im Grunde genommen stellt Pur Pur für Römer eine konsequente Fortsetzung einer Produkpolitik dar, welche die Firma bereits begann, als man über die Standard-Wasserpalette „sprudelnd“, „leicht sprudelnd“ und „still“ hinaus ein „sanftes“ Wasser ins Angebot mit aufnahm: Durch die Suche nach Quellen mit ganz bestimmten Mineralzusammensetzungen gelang es, neue Geschmacksnoten in einem Bereich zu setzen, in dem die Differenzierung ansonsten denkbar schwer fällt. Und das auf ganz natürlichem Weg: Das Aqua Römer sanft darf sich sogar als natürliches Mineralwasser bezeichnen, was bedeutet, dass nichts hinzugefügt und nichts herausgefiltert wurde. Gleiches gilt laut der Römer auch für Pur Pur, das sich nur deswegen lediglich Tafelwasser nennen darf, weil es nicht direkt an der Quelle abgefüllt wird und kurze Transportwege anfallen. Trotzdem sind beispielsweise die Werte für Calcium, Magnesium oder Natrium nur Bruchteile eines normalen Wassers, was für einen angeblich runderen Geschmack sorgen soll.

… aber schmeckt man es?

Zumindest in der Theorie. Um uns selbst ein Bild von dem sanften Pur Pur Geschmack zu machen, haben wir uns zwei Flaschen bestellt und einen kleinen Blindtest durchgeführt – ganz so, wie es in der Werbung üblicherweise die Hersteller selbst gerne tun. Dabei trat das bekannte Vittel aus der Plastikflasche gegen Carat von Christinen, Pur Pur und das direkt aus dem Wasserhahn abgezapfte Berliner Leitungswasser an. In der ersten Runde probierten wir die Wasser pur. Das Ergebnis: Auffällig an Carat war vor allem, dass es ganz besonders neutral erschien und ganz so, als sei „gar nichts darin enthalten“. Leitungswasser und Vittel lagen auffällig nahe beieinander. Pur Pur stach aus dieser Menge eher durch eine „leicht dumpfe“, „matte“ und nicht „ganz so frische“ Note auf. Nun ist Pur Pur nicht ursprünglich zum täglichen Konsum bestimmt, sondern eher für die Zubereitung ganz besonders köstlichen Kaffees. Doch auch blieb das Aha-Erlebnis aus. Natürlich fanden diese Ergebnisse nur in unserer winzigen Versuchsgruppe und unter alles andere als wissenschaftlichen Bedingungen statt. Doch deckt es sich durchaus mit den Beobachtungen erfahrener Kaffetrinker in einem Kaffeeforum und darf man sich durchaus fragen, ob sich der Preisunterschied rechttfertigen lässt.

Was nun nicht bedeutet, die Suche nach dem optimalen Wasser sei unbedeutend oder zwangsläufig zum Scheitern verurteilt. Das interessante an Pur Pur ist, dass es die Diskussion über das richtige Wasser zum Kaffekochen über die Grenzen von Wassetfetischisten hinaus anstösst. Was eine gute Sache ist. Schließlich besteht der Mensch zu 57% aus Wasser – Kaffee aber zu beinahe 100%.

Photo: Pur Pur / Aqua Römer

Inhalte teilen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert