Japanisch kochen

0 Kommentare | On : Juli 18, 2014 | Kategorie : Artikel & Specials, Blog

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Der erste Sushi-Boom mag verflogen sein und die kulinarische Konkurrenz aus China, Thailand und Vietnam ist in vielen Städten auf dem Vormarsch. Dennoch erfreuen sich japanisch Kochen und japanische Esskultur auch weiterhin höchster Beliebtheit. Gerade in einer Zeit, in der bewusstes Essen, Gesundheit und die Betonung frischer und hochwertiger Zutaten ständig an Bedeutung hinzugewinnen, erscheinen der über Jahrhunderte gereifte Minimalismus und Qualitätsanspruch der Küche Nippons als bemerkenswert modern. Für Außenstehende freilich ist japanisch Kochen oftmals ein Buch mit sieben Siegeln, von der Wahl der richtigen Zutaten und des passenden Zubehörs bis hin zur Zubereitung der Speisen. In diesem Spezial haben wir alle für Sie relevanten Informationen zusammengetragen, mit einer führenden Kochbuchautorin und Expertin für japanische Küche gesprochen und die wichtigsten Zutaten, Hilfsmittel und Zubereitungsarten ausgesucht.

Viel Spaß bei der Lektüre – vor allem aber bei der praktischen Umsetzung!

Inhalt

  1. Japan & Ernährung: Von dem Mythos langen Lebens
  2. Japanisch kochen: Geschichte
  3. Japanisch kochen: Zutaten
  4. Der Reis: Ganz besondere Bedeutung
  5. Japanisch Kochen: Zubehör
  6. Japanisch Kochen: Techniken
  7. Sushi: Ein Kapitel für sich
  8. Am Tisch: Gutes Benehmen und Essregeln
  9. Ernährung im Wandel: Aktuelle Tendenzen

Japan & Ernährung: Von dem Mythos langen Lebens

Japanische Ernährung entspricht in vielen Hinsichten unserem heutigen Ideal gesunder Ernährung: Sie ist fettarm und wird extrem frisch zubereitet, enthält eine gute Mischung aus Proteinen, Kohlenhydraten, Gemüse und Obst. Kein Wunder, dass sich viele Sportler und Gesundheitsbewusste auf das Wissen der japanischen Küche verlassen und so oft wie möglich japanisch kochen. Der gute Ruf der japanischen Küche beruht dabei vornehmlich auf der langen Lebenserwartung der Einwohner, die lange Zeit weltweit die Spitzenposition belegten. Vor allem die kleine Insel Okinawa rief weltweit Erstaunen hervor mit der höchsten Dichte an Hundertjährigen. Das lockte viele Nahrungsmittelforscher an, die in der Okinawa-Diät nach einem verborgenen Schlüssel für ein langes gesundes Leben suchten. Waren es die besonderen Süßkartoffeln, welche die Bewohner verspeisten? Der an Omega-3-Säuren reiche frische Fisch? Die Abwesenheit von rotem Fleisch und Geflügel?

Bis heute streiten sich Experten über die Antworten auf diese Fragen. Doch währenddessen verändert sich die japanische Ernährung bereits radikal, ganz genauso wie die Gesellschaft als Ganzes. Immer weniger junge Leute kochen noch Japanisch, übernehmen stattdessen schlechte westliche Gewohnheiten und kämpfen mit Depressionen und einer hohen Raucherquote. Die Folge: Eine hohe Selbstmordrate sowie die Zunahme sogenannter Wohlstandskrankheiten hat zu einer sinkenden Lebenserwartung geführt – inzwischen werden Schweizer schon älter als Japaner. Gleichzeitig bietet die Krise eine Chance für einen Neuanfang und eine Rückbesinnung auf verloren gegangene Tugenden.

Japanisch kochen: Geschichte

Das, was wir uns heute vorstellen, wenn wir an japanisches Essen denken, hat sich aus einem langen Prozesses herausgeschält, bei dem die Besonderheiten der Insel-Situation sich mit Einflüssen aus dem asiatischen Umland verbanden. Japanisch kochen ist die Folge einer intensiven Beschäftigung vor allem mit den Kulturen Chinas und Koreas: Aus Korea importierte man den Reis, der sich schon bald zum Grundnahrungsmittel aufschwingen und eine nahezu spirituelle Bedeutung erlangen sollte. Aus China wiederum kamen Sojabohnen und Weizen, Pfeffer und andere Gewürze sowie die Essstäbchen.

Noch bedeutender als diese Einflüsse jedoch waren der Buddhismus und Shintoismus. Beide Religionen lehnten das Töten von Tieren ab und bereits im achten und neunten Jahrhundert ergingen von japanischen Kaisern mehrfach strenge Dekrete in dieser Hinsicht. Nicht ganz zu Unrecht schreibt der >Vegetarierbund Deutschlands: „Die Geschichte Japans nach dem Taika-Putsch im Jahre 645 liest sich fast wie ein vegetarisches Märchen.“ Sogar der Fischfang war lange verboten und die Nutzung von Küchen, Ziegen oder Schafen zur Milch- und Käseproduktion eine Seltenheit.

Erst die Aufnahme von Handelsbeziehungen mit dem Westen setzte diesem Märchen allmählich ein Ende. Zwar entstanden gerade in dieser Phase einige der wohl charakterischtischten Speisen wie Sushi und Zubereitungsarten wie das Tempura-Frittieren. Zwischen 1854 und 1872 jedoch setzten Reformen ein, die eine weitere Annäherung suchten und nach einer über tausend Jahre langen vegetarischen Periode wieder Fleisch- und Fischkonsum erlaubten. Damit änderte sich die japanische Küche radikal.

Japanisch kochen: Zutaten

Japanisch kochen ist in Deutschland alleine schon deswegen schwierig, weil viele essentielle Zutaten hierzulande nur schwer erhältlich sind. Das fängt schon beim original japanischen Reis an, der mit den hier erhältlichen Sorten nur annäherungsweise zu ersetzen ist. Trotzdem lassen sich einige Grundnahrungsmittel nennen, die für viele Gerichte eine Vorraussetzung sind und die Sie auch in den meisten Supermärkten und Asialäden bekommen können:

  • Sojasauce: Die würzige Sauce aus fermentierten Sojabohnen gibt vielen japanischen Gerichten ein unverwechselbares Aroma. Die wohl beliebeste Sorte ist Kikoman, darüber hinaus bieten Anbieter wie Lima auch leckere glutenfreie Alternativen an. Japaner setzen sie zwar deutlich sparsamer ein, als man meinen mag – doch ohne Sojasauce ist japanisch Kochen nicht denkbar.
  • Tofu: Auch als Tofu spielt die Sojabohne eine wichtige Rolle. Das Einlegen hat dabei eine herausragende Bedeutung, denn im Rohzustand mutet Tofu oftmals fade und nahezu geschmacksfrei an. Einen sehr guten Vorschlag für eine tolle Marinade findet sich beispielsweise bei Tim Mälzer.
  • Fisch: Wie erwähnt wurde Fisch erst recht spät wieder Teil der Ernährung. Heute hingegen steht er nahezu täglich auf dem Speiseplan der Japaner. Das Besondere ist dabei sicherlich der Genuss rohen Fisches, der eine sehr genaue Kenntnis über die richtige Zubereitung erfordert. In Deutschland bietet sich, gerade wenn Sie erst anfangen japanisch zu kochen, für viele Gerichte geräucherter Seelachs an.
  • Algen: Geschmack und Textur sind gewöhnungsbedürftig, aber Algen sind sehr gehaltvoll und variantenreich. In Deutschland sind sie darüber hinaus inzwischen recht gut zu bekommen. Die Nori-Blätter für Sushi beispielsweise gibt es inzwischen schon bei Amazon und eine Auswahl wurde von der Stiftung Warentest begutachtet.
  • Gemüse: Auch wenn wir japanisch Kochen vor allem mit Reis in Verbindung bringen, ist der Pro-Kopf-Verbrauch mit knapp 170g pro Person pro Tag gar nicht einmal so hoch. Gemüse nimmt vergleichsweise einen sehr hohen Stellenwert ein, darunter auch der extrem stärkehaltige Hokkaido-Kürbis.
japanisch kochen
Gemüse hat einen höheren Stellenwert als Reis.
  • Zucker: Es mag komisch klingen, aber das hervorragende Blog „Wagashi Maniac“ schreibt: „Der Zucker spielt eine sehr wichtige Rolle in japanischen Gerichten, bitte nie auslassen! Durch den Zucker haben die meisten Speisen eine leicht süßliche Note, das gleicht die oft stark salzige Komponente von Shoyu oder Miso aus. Wenn man keinen weißen Zucker verwenden möchte, ist brauner Zucker wie Sucanat sehr gut geeignet.“
  • Gewürze: Von Misopaste bis hin zu Dashi-Brühe gibt es eine Menge Möglichkeiten, Gerichte schmackhaft zu machen. Dabei streben viele Gerichte den sogenannten Unami-Geschmack an, wie das Blog „Japan Kochsyndrom“ schreibt: „Umami ist in Japan als fünfter Geschmack bekannt und bedeutet so viel wie herzhaft. Forscher haben herausgefunden, das Kombu Glutaminsäure enthält, was letztendlich eine Art natürlicher Geschmacksverstärker ist.“
  • Meerrettich: Zwei Sorten tauchen in den unterschiedlichsten Gerichten immer wieder auf: Der milde Riesenrettich Daikon sowie der teilweise höllisch scharfe Wasabi. Letzterer wird immer wieder für seine gesundheitsfördernde Wirkung gerühmt und mit der Abtötung unerwünschter Darmbakterien in Verbindung gebracht.
  • Sesam: Wird sowohl zu Sauce verarbeitet als auch in gerösteter Form vielen Gerichten beigegeben und sorgt für einen unverwechselbaren Geschmack.

Um mit dem Ausprobieren anzufangen, sollten Sie auf jeden Fall einen Basis-Bestand dieser Zutaten im Haus haben. Denn nur, wenn die Speisen original schmecken, macht japanisch Kochen auch wirklich Spaß!

Der Reis: Ganz besondere Bedeutung

Unter all diesen Zutaten, die Sie brauchen, um richtig japanisch kochen zu können, kommt dem Reis zweifelsohne eine zentrale Stellung zu. Das spiegelt sich schon in der Sprache: Das japanische Wort für gekochten Reis, „Gohan“, bedeutet gleichzeitig „Mahlzeit“ und die Redewendung „Go-han desu yo“ steht sowohl für „der Reis ist gekocht“ als auch für „das Essen ist fertig“. Wie ein Artikel für die Universität Stanford belegt, geht die Bedeutung des Reis sogar noch tiefer: Konzepte wie das Harmonieverständnis der Japaner lassen sich laut Experten aus Methoden der Reiskultivierung ableiten. Eine der zentralen Aufgaben des Kaisers bestand in der Reis-Versorgung und Kaiser Hirohito bestellte sogar bis kurz vor seiner schweren Erkrankung eigenhändig ein eigenes kleines Reisfeld. Alle Teile der Reispflanze werden genutzt, nichts verschwendet: Die Stängel werden zu Tatami-Matten verarbeitet, aus der Kleie ein Gesichts-Peeling gewonnen, Reispaste zur Buchbindung eingesetzt.

Wer japanisch kochen möchte, muss sich deshalb unbedingt tiefer mit der Auswahl des richtigen Reis auseinandersetzen – denn Basmati beispielsweise ist weder als Beilage noch als Bestandteil von Sushi eine wirklich passende Variante, wie der Wagashi Maniac meint: „Uruchi-mai, japanischer Rundkorn-Reis (Oryza sativa japonica) unterscheidet sich stark von Reissorten wie Basmati oder dem Langkornreis, der normalerweise bei uns serviert wird, diese Sorten sind absolut kein geeigneter Ersatz! Für japanische Gerichte wie Onigiri, Sushi usw. benötigt man unbedingt den japanischen Reis. Diese Variante ist wesentlich klebriger und soll auch nicht “rieseln”, das hängt auch damit zusammen, dass dieser Reis mit Stäbchen gegessen wird. Er enthält mehr Stärke, sollte aber nicht mit dem Mochigome Klebreis (Oryza sativa glutinosa) verwechselt werden. Japanischer Reis lässt sich zu Reisbällchen oder Rollen (für Sushi) formen, bei anderen Reissorten funktioniert das nicht, außerdem schmeckt er auch anders.“

Zum Glück finden sich in seinem Artikel aber auch einige sehr hilfreiche Tipps zur richtigen Auswahl. Wer ein paar Minuten in die Lektüre investiert, hat schon den vielleicht wichtigsten Schritt in Richtung original japanisch kochen gemacht.

Japanisch Kochen: Zubehör

Wenn Sie japanisch kochen wollen, müssen Sie nicht gleich mehrere hundert Euro investieren. Trotzdem kommen Sie um einige grundlegende Hilfsmittel nicht herum. Die folgende Liste bietet eine Übersicht über das wichtigste Zubehör und wofür es verwendet wird:

  • Messer: Japanische Messer genießen einen legendären Ruf für ihre Schärfe und Stärke. Das typische japanische Messer ist dabei ein Allzweck-Instrument, mit dem Sie sowohl feine Schnitte machen, als auch ganze Knochen durchtrennen können. Wenn Sie sich dafür interessieren, mit einem guten Messer japanisch zu kochen, empfehlen wir das Buch „An Edge in the Kitchen“ von Chad Ward, das sich zwar nicht auf japanische Messer beschränkt, aber eine gute Übersicht über alle wichtigen Aspekte bietet.
  • Dampftöpfe, -deckel und -einsätze: Die Online-Seite „Savory Japan“ schwärmt von dem Otoshi-buta, einem hölzernen Dampfgardeckel. Dieser besteht aus einem runden Holzbrett mit einem Griff. Im Gegensatz zu konventionellen Deckeln sorgt der Otoshi-buta dafür, dass sich der Dampf gleichmäßig verteilt und stets ausreichend Hitze entweichen kann, so dass die Temperatur auf einem perfekten niedrigen Niveau bleibt. Damit lassen sich ganz wunderbare Fischgerichte zaubern. Wichtig: Den Deckel vor dem Gebrauch in Wasser tränken, so dass das Holz während des Einsatzes keine Gerüche aufnimmt.
  • Reiben und Mörser: Um Meerrettich richtig reiben und Sesam wirklich fein mahlen zu können, brauchen Sie stabile Mörser und Reiben. Die gibt es beispielsweise bei dem Online-Händler Japanland.

Machen Sie sich angesichts dieser Ausführungen allerdings nicht zu sehr einen Kopf oder lassen sich Ihrer mangelhaften Ausstattung vom japanisch Kochen abschrecken. Zwar führt eine original japanische Oroshigane-Reibe zu deutlich feinerem Meerrettich und somit zu besseren Ergebnissen. Aber Ihre eigene, konventionelle westliche Reibe tut es zumindest für den Anfang genauso. Gleiches gilt für eine Sushi-Rollmatte (Makisu), die Sie einfach durch eine stabile Plastikfolie ersetzen können. Gut japanisch zu Kochen ist immer noch vornehmlich eine Frage der richtigen Ingredienzen und Techniken – und keineswegs eine Sache teuren Equipments.

Japanisch Kochen: Techniken

Genau aus diesem Grund sollten Sie Ihr Augenmerk vornehmlich auf das Erlernen der richtigen Zubereitung legen. Zum Glück sind die grundlegendsten Techniken alles andere als schwer zu erlernen. Der ewige Weltenbummler und Feinschmecker Howard Hillman zum Beispiel hat die Grundlagen auf vier Methoden heruntergebrochen:

  • Agemono: Frittieren
  • Mushimono: Dampfgaren
  • Nimono: Sieden
  • Yakimono: Braten

Man könnte diese Liste noch um das Einlegen ergänzen sowie das Vorbereiten einer Brühe. Doch bilden diese vier Methoden von Agemono, Mushimono, Nimono und Yakimono eine solide Basis für die japanische Küche – und für keine davon brauchen Sie vorab einen Kurs zu belegen oder komplizierte Bücher zu wälzen. Kochen Sie einfach so viel wie möglich und lernen durch Erfahrung. Das führt nicht nur zu den besten Ergebnissen, sondern macht vor allem auch noch viel mehr Spaß!

Sehr wichtig hingegen ist die korrekte Verwendung des Reises. Denn wer möglichst originalgetreuen Reis verwendet, sollte diesen auch möglichst originalgetreu zubereiten. Und dazu gehört vor allem ein aufwendiges Säuberungsritual, bei dem der Reis bis zu eine halbe Stunde lang gewaschen wird, bis sich das Wasser nicht mehr trübt. Auch das Kochen ist eine Wissenschaft für sich, sollte mit möglichst wenig Wasser erfolgen und unter ständig geschlossenem Deckel. Der Sushi-Meister Yuichi Kasuga kann angeblich anhand „des Geruchs und der Töne im Topf sagen, wann der Reis fertig“ ist. Auch hier gilt jedoch: Übung macht den Meister und jeder fängt klein an.

Sushi: Ein Kapitel für sich

Japanisch kochen und Sushi zuzubereiten sind für Viele dasselbe. Das mag zwar nicht korrekt sein, doch ist Sushi in der Tat auch in Japan eines der beliebtesten Gerichte und ein vielgegessener Snack. Zum ersten Mal wurde eine Frühform des Sushi im achten Jahrhundert zubereitet, danach entwickelte sich allmählich eine eigene Kultur, die sich bis heute erhalten hat. Dabei haben sich die folgenden üblichen Varianten herausgebildet, zu denen jeweils Sojasauce und Wasabi gereicht wird:

  • Makis: Die wohl typischte Sushi-Variante besteht schlicht aus in einem Algenblatt eingerollten Reis mit einer oder mehreren weiteren Zutaten. Bei der Inside-Out-Option, zu der auch die berühmte California Roll zählt, wird das Sushi so gerollt, dass statt der Algen eine Reisschicht die äußere Schicht bildet.
  • Nigiri: Bei dieser Sushi-Alternative wird Fisch auf einem Reiskissen präsentiert.
  • Jana Rolls: Reichlich gefüllte Makis werden zusätzlich in Tempura oder Kokosflocken frittiert.

Zum Erreichen wahrer Meisterschaft erfordert es viele Jahre Erfahrung: Der vorhergenannte Yuichi Kasuga beispielsweise hat über hunderttausend Sushi-Rollen hergestellt. Und dem legendären Jiro Ono wurde mit „Jiri dreams of Sushi“ ein äußerst spannender Film gewidmet.

Dennoch können auch Sie recht schnell die Grundtechnik für das Zubereiten von Makis erlernen. Eine gute Einleitung findet sich auf der Seite Michael Beckers. Sie brauchen dafür lediglich Rundkornreis, Reisessig, Salz, Zucker, Nori (Algenblatt), Wasabi, Sojasoße und eine Matte zum Rollen der Sushis. Die grundlegende Herstellungsmethode verläuft dabei folgendermaßen:

  • Reis so kochen, dass er angenehm weich und formbar, aber dennoch fest ist.
  • Den Reis in einen Bottich geben.
  • Reisessig, Zucker und Salz werden zusammengerührt und mit dem Reis vermischt. Reis anschließend abkühlen lassen, bis er lauwarm ist.
  • Zutaten wie Frühlingszwiebeln, Gurken oder Kürbis in dünne Streifen schneiden.
  • Reis auf einem Algenblatt verteilen, sehr dünn Wasabi darauf streichen. Zutaten verteilen.
  • Mit der Bambusrolle das Maki zusammenrollen und anschließend in dünne Rollen schneiden.

Und schon sind Sie fertig! Wer hätte gedacht, dass japanisch kochen so einfach sein kann?

Am Tisch: Gutes Benehmen und Essregeln

Wer japanisch kochen lernen möchte, darf auch die guten Manieren am Tisch nicht vernachlässigen. Wer nicht unangenehm auffallen möchte, tut gut daran, die folgenden, von dem Portal „Japan Guide“ zusammengestellten Punkte zu beachten:

  • Sollten Sie in einem Restaurant mit niedrigen Tischen und Kissen (zashiki) essen, dann werden die Schuhe am Eingang ausgezogen.
  • Die richtige Nutzung der Stäbchen ist nicht nur eine Frage der Praktikabilität, sondern auch der Höflichkeit. Das muss auch gar kein Problem darstellen, denn zu Hause lässt sich das Essen mit Stäbchen schließlich prima üben. Generell gilt: Umso weiter oben Sie die Stäbchen halten, desto professioneller sehen Sie damit aus.
  • Versuchen Sie, nicht mehr Soja-Sauce auszuschenken als Sie anschließend auch verwenden und probieren Sie, Ihr Schälchen stets leer zu essen.
  • Führen Sie beim Essen die Reisschale zu Ihrem Mund, bevor Sie den Reis mit den Stäbchen herausnehmen. Gleiches gilt für das Essen einer Nudelsuppe.
  • Während Rülpsen verpönt ist, zeigt das Schlürfen einer Suppe Genuss an und ist deswegen durchaus erwünscht.
  • Werden alkoholische Getränke konsumiert, gilt es als höflich, die leeren Schälchen der anderen Gäste aufzufüllen und darauf zu warten, dass das eigene Schälchen aufgefüllt wird.
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Ein typischer Aufbau eines japanischen Tischgedecks.

Ernährung im Wandel: Aktuelle Tendenzen

Nicht nur die japanische Küche durchläuft einen ständigen Wandel. Auch der Stellenwert der Mahlzeiten unterliegt Veränderungen. Regionale Unterschiede verschwinden, die Zeit für gemeinsames Essen wird geringer, viele Rezepte und Zubereitungstechniken gehen verloren. Andererseits steigen die Möglichkeiten verschiedener internationaler Küchen, voneinander zu lernen. Ich habe mit Rie Yoshihara, einer Autorin von zwei Kochbüchern über japanisches Kochen und eine gefeierte Musikerin in Bands wie Small Color (Album-Tipp: „In Light“) und Trico! über diese Unterschiede gesprochen – sowie über die Überlastung japanischer Mütter in der Küche und die Vorzüge einer zünftigen deutschen Brotzeit.

Rie Yoshihara
Rie Yoshihara ist eine erfolgreiche Sängerin und Kochbuchautorin.

Du warst vor einiger Zeit in Europa auf Tournee. Gab es da essenstechnisch einen Kulturschock?
Es war unglaublich aufregend und spannend. Uns hat alles sehr gut geschmeckt, mit einer Ausnahme: In Schweden gab es fritierte Sardinen mit Preiselbeermarmelade. In Japan, gehören Fisch und Sojasauce unzertrennbar zusammen. Die Kombination mit süßer Marmelade war für uns inakzeptabel.

Gab es große Unterschiede zu deiner Heimatstadt Tokio?
Wir haben die höchsten Preise auf der Welt. Ich konnte es deswegen gar nicht fassen, wie günstig wirklich frisches Gemüse und Obst hier ist. Für mich ist Frische das beste Gewürz. In Berlin sind wir vor einem Konzert auf einen Markt gegangen und haben dort einen riesigen Stapel weißen Spargel gefunden. Da musste ich einfach zugreifen.

Was macht japanisch kochen für dich aus?
Wenn ich die japanische Küche mit denen anderer asiatischer Länder vergleiche, fällt mir auf, dass wir nicht so viel Kräuter und Gewürze verwenden. Für mich sind Aspekte wie die Verwendung saisonaler Nahrungsmittel, der Genuss des reinen Geschmacks sowie der Einsatz von japanischer Brühe sehr typisch. Ich habe diese Aspekte unterbewusst verinnerlicht. Das ist mir noch einmal bewusst geworden, als ich festgestellt habe, dass mein eineinhalbjähriger Sohn japanische Suppe am liebsten mag.

In Deutschland nehmen sich nur noch sehr wenige Leute wirklich Zeit für das Essen. Wie ist das in Japan?
Da sieht es sehr ähnlich aus. Wir haben sehr volle Terminkalender und essen meist schnell. Mir ging das auch nicht anders, als ich viel Stress auf der Arbeit hatte. Wenn wir Japaner so weitermachen, werden wir bald unseren Genuss am Essen verlieren. Das wäre sehr schade.

In Japan sind es vor allem die Mütter, die sich dieser Entwicklung entgegenstemmen. Sie arbeiten nicht nur hart in ihrem Job, sondern auch in der Küche. Auch ich achte darauf, mir die Zeit zu nehmen, in Ruhe mit meinem Mann zu essen. Aber die Belastung ist wirklich zu hoch.

Japanisch kochen bedeutet ja oft auch: Viele verschiedene Gerichte. Das kostet zusätzlich Zeit.
Ja, manchmal meint man geradezu, es gebe jeden Tag eine Geburtstagsfeier. Ich würde japanischen Frauen gerne das deutsche Abendessen nahelegen, ihnen zeigen, dass es in Ordnung geht, auch einmal nicht zu kochen. Euer Abendessen besteht oft nur aus Brot, Schinken, Käse und kaltem Fleisch, richtig?

Ja, die „Brotzeit“ ist immer noch sehr beliebt.
Für mich ist das unglaublich. Wir Japaner legen immer noch einen sehr hohen Wert auf das Abendessen gegenüber den anderen Mahlzeiten. Wenn die Familien eine Brotzeit akzeptieren würden, würde das die Mütter abends extrem entlasten.

Wenn ich japanisch kochen lernen möchte, wie sollte ich am besten damit anfangen?
Ehrlich gesagt beginnt der beste Weg japanisch kochen zu lernen damit, japanisch essen zu gehen. Du lernst durch nichts schneller, als über den Geschmack auf deiner Zunge. Hast du ein leckeres japanisches Restaurant in deiner Stadt? Dann empfehle ich dir, dort oft essen zu gehen. Danach kochst du dann die Gerichte nach, die dir schmecken.

Du hast zwei Kochbücher geschrieben. Eines davon beschäftigt sich mit der Wirkung von Reis auf den Körper.
Ich bin fasziniert von der heilenden Wirkung von bestimmten Nahrungsmitteln und Rezepten auf unseren Körper und unseren Geist. In dem Buch stelle ich diese wirkungsvollen Zutaten in einfach nachzukochenden und schmackhaften Rezepten vor. In Japan haben wir zum Beispiel sehr kalte Winter und viele Frauen leiden sehr unter schlecht durchbluteten Händen und Füßen. Ingwer hat eine sehr positive Wirkung auf dieses Kältegefühl. Deswegen empfehle ich Rezepte wie Ingwerreis, fritiertes Gemüse mit Ingwer oder Ingwer Chai Tee. Diese Gerichte kann jeder einfach zu Hause ausprobieren.

Du bist auch Musikerin. Gibt es Ähnlichkeiten zwischen Musik und Kochen?
Musik und Kochen sind sich sogar sehr ähnlich. Wenn ich ein Instrument berühre und spiele, inspiriert mich sein Klang zu einem Song. Wenn ich Nahrungsmittel berühre oder rieche, dann inspirieren sie mich zu einem Gericht. Wenn es dir Spaß macht, etwas zu erschaffen, dann wird jeder Tag voller Überraschungen sein.

Rie Yoshihara
Der Titel des Albums lautet 'Oh What a Beautiful Day'
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